Rollimans Dienstjubiläum oder „Die Silberhochzeit von einem Querulanten den so gar keiner haben wollte…“

Tja, woran merkt man eigentlich das man(n) ein alter Sack wird?

Der Normalo würde sagen, wenn einem das Taxi Essen auf Rädern mit Strohhalm reserviert und wenn der Blindenhund den Weg nach Hause besser kennt wie der Blinde selber aber bei einem „ Anders Talentierten“ ( um das Wort Krüppel nicht zu benutzen) wie mir sind Hilfestellungen ja ein Dauerzustand- und somit muss ich das verblühen meiner Persönlichkeit an anderen Parametern fest machen.

Also nehme ich die jetzt erhaltene Ehrenurkunde des Landes NRW mit der immer größer werdenden Jahreszahl als schriftlichen Beweis meines „ Antike-Tasche-Daseins“.

Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Situationskomik das ich am 07.11 dieses Jahres 52 Jahre geworden bin und am 01.12 mein 25 Jähriges Dienstjubiläum hatte.

Jetzt bin ich ja ein Freund der Querdenkereien , denen nicht jeder folgen kann.

Die Quersumme von 5 und 2 ist 7 und da ich ja jetzt 7 und7 habe mache ich daraus einfach „Sieben mal Sieben „ und das ergibt bekanntlich feiner Sand.

Da viele behaupten ich hätte nur Sand im Kopf, ist mit dieser Beweisführung die Entschuldigung für meinen außergewöhnlichen Charakter hinlänglich geführt.

Natürlich hat sich in 25 Jahre Dienstzeit für die Autobahnmeisterei Düren auch einiges an Anekdoten zugetragen.

So wurde ich direkt zum Einstand mit dem Gabelstapler über das Gehöft gefahren damit ich auch jeden Winkel des Gehöftes der Autobahnmeisterei kennen lernte.

Auch unvergessen das Highlight nach 4 Wochen als mir ein Kollege einen Turnschuh auf den Tisch stellte und mir mitteilte, „ich hab den verlorenen Schuh gefunden, ruf mal bitte bei der Polizei an“ als Greenhorn der von nix eine Ahnung hatte habe ich nachgefragt:  „ wegen dem Turnschuh die Bullen anrufen, wieso das denn?“ daraufhin der Kollege süffisant grinsend: „ der Schuh ist beim Nebelcrash letzte Woche verloren gegangen und der Besitzer möchte vielleicht seinen Fuß wieder haben-denn der steckt noch im Schuh „

Ich Blödmann schaue auch noch in den Schuh und sehe dann da das Gehackte drin, ich glaube ich war noch nie so schnell auf der Toilette beim Rückwärts essen wie in diesem Moment.

Auch erinnere ich mich gerne an den Besuch von meinen Freunden der GSG 9 die ebenso wie wir den Verkehr auf der Autobahn beobachtet haben.

Ich wollte nur ein falsch geparktes Fahrzeug abschleppen lassen, welches den Verkehr behindert hat.

Auf einmal klingelt mein Telefon am anderen Ende der Bundesgrenzschutz ich soll die Finger von dem Fahrzeug lassen.

Naja, ich in meinem jugendlichen Leichtsinn habe dann erst mal gesagt das mir das ja jeder Depp am Telefon sagen kann und das ich dafür erst Mal einen schriftlichen Beweis brauche.

Die andere Person am Telefon wurde aus mir unerfindlichen Gründen ziemlich unleidlich und schnaubte nur: „bekommen sie!!! „ .

Der Hörer wurde so hart aufgeknallt das selbst mein Telefon noch eine halbe Stunde nachbebte.

Kurze Zeit später erschienen Zwei gut gekleidete Kleiderschrank Herren in meinem Büro in SWAT-Montur voll verkleidet und sprachen mich an meine erste Reaktion war: „aus welchem Karnevalszug seid ihr abgehauen? „ …

Die Herren machten mir sehr schnell klar, dass sie von einer Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes zur Gefahrenabwehr kamen.

Dieses spezielle Erlebnis hat jedoch meiner allseits geliebten und gefürchteten Spontanität (andere sagen, große Fresse) bei weitem keinen Abbruch getan.

Wie auch das nächste Beispiel beweist, morgens 07:10 Uhr im Büro, Kollege A holt sich bei mir einen Kaffee und dreht sich ein Zigarettchen.

Kollege B (bekannt für sein Alkohol Problem) kommt bei mir wankend die Türe rein und fängt fast an zu weinen: „Du Rolli, mir isset nicht jut ich fahr nach Haus „meine Antwort wie man hier im Rheinland so schön sagt: „Jung wat isset ? „Kollege B mit weinerlicher Stimme: „Mir isset nit jut mir tut mein Bein weh, dat habe ich mir gerade mit Franz Branntwein eingerieben „.

Kollege A schaut ganz beiläufig von seinem Versuch die Zigarette fertig zu drehen nach oben und bemerkt: „hmmmm, von innen und von außen eingerieben, ne! Ich bringe dich dann mal nach Hause, ich möchte ja nicht das du mit deinem aua Bein vom Gaspedal abrutschst.

Ich habe Kollege A nur den Daumen hoch gezeigt und ich musste mit zu getackerten Lippen erst mal auf Toilette, wo sich dann heftigst mein Lachkrampf entlud…

Aber da, wo gute Erinnerungen sind, sind natürlich auch negative Erinnerungen gleichermaßen vorhanden.

Da war der brennende belgische LKW, wo alle nicht wussten, was er geladen hat.

Erst hieß es Alt Lack dann waren es irgendwelche Chemikalien und nachher wollte das Teil nicht mal mehr eine Sonderdeponie entsorgen.

Selbst die Werksfeuerwehr von Bayer Leverkusen hat nach ersten Messungen die weiße Fahne gehisst und gesagt:“ wir würden euch ja gerne helfen und das Ding löschen aber wir merken gerade das unsere bestellte Pizza da ist und unser Hamster Geburtshilfe braucht, wir sind dann mal weg!“

Es ist dann nur doof wenn vorher 10 Kollegen der Autobahnmeisterei ohne Schutzkleidung rund um den LKW rumgesprungen sind und nachher mit erhöhten Schadstoffwerten im Blut Wochenlang ausfallen. Das sind solche Momente wo man sich erst bewusst wird , dass der Sensenmann viele Verkleidungen haben kann.

Es war auch nicht so toll, als vor 12 Jahren der Zentralist zu mir reingestürmt kam und ganz aufgeregt nach dem Chef gefragt hat. In meinem jugendlichen Leichtsinn hab ich nur gesagt: „ In meiner Hosentasche ist er nicht!“. Der Zentralist sah mich ganz entgeistert an :“ Du A…….. ich brauche den Chef dringend, die haben XY auf der Bahn platt gefahren! Notarzt ist vor Ort und Rettungswagen auch…. „.

Lange rede kurzer Sinn der Kollege hat den Unfall nicht überlebt. Und das schon etwas gedauert ehe man das Aussehen Köpfen und aus den Arbeitsaltag raus bekommen hat. Es ist schon merkwürdig wie das menschliche Gehirn dann uhrplötzlich auf Notstrom schaltet, und man dann nur noch auf Routine läuft. Man macht seinen Job aber man weiß am Ende vom Tag gar nicht was man gemacht hat.

Aber alles in allem waren es für mich doch 25 sehr gute Jahre und ich bin dem Landschaftsverband Rheinland doch sehr dankbar, dass Sie mir die Chance gegeben haben mich zu beweisen. Auch kann ich sagen, dass ich von meiner Position als Behinderter aus, alle Erwartungen übertroffen habe.

Nach der Schule wollte mich der Sachbearbeiter vom Arbeitsamt direkt als arbeitsunfähig in Rente schicken. Da habe ich dem jungen Herrn gesagt, dass ich mich nicht umsonst 13 Jahre lang durch die Schule geprügelt habe, nur damit der Penner mich jetzt rausschreibt. Ich habe mir danach alles selber gebastelt, Ausbildungsplatz bei der Lufthansa und nach der Prüfung zum Bürokaufmann dann rüber zum Landschaftsband und noch eine Ausbildung als Verwaltungsangestellter hinterher geschoben. Vor einigen Jahren habe ich auch den Fortbildungs-Lehrgang zum Verwaltungsfachangestellten besucht.

Nur da muss ich dann auch ganz ehrlich zugeben das der für mich eine Nummer zu groß war bzw. ich eine Nummer zu klein war. Aber rausgeschmissene Zeit war dieser Lehrgang auf alle Fälle nicht, weil er mir gezeigt hat, wo meine Grenzen liegen und ich kann heute auch sagen und das mit ruhigem Gewissen, ich habe es wenigstens probiert und ich muss mir nie die Frage stellen ob ich es denn geschafft hätte, wenn ich es nicht probiert hätte und deswegen bin ich eigentlich mit mir im reinen.

Mit Sicherheit hätte immer einiges besser laufen können und ich auch besser machen können aber welcher Mensch kann schon immer an seinem oberen Leistungslimit performen?

Alles in allem habe ich für meinen kleinen Mikrokosmos beweisen können das auch ein behinderter Mensch für die Gesellschaft etwas wert sein kann.

Um das ganze größer zu fassen und es zu verallgemeinern das kann und will ich mir nicht zutrauen.

Aber eins möchte ich in dem Zusammenhang schon noch sagen: man kann nur dann eine Chance nutzen, wenn man auch eine Chance bekommt, und dazu gehören mutige Menschen auf beiden Seiten: der potenzielle Arbeitgeber, der sagt ich verlasse meine Komfortzone und versuche es mit einem behinderten Arbeitnehmer und der behinderte potenzielle Arbeitnehmer, der sagt ich stelle mich dem Wettbewerb mit dem Nichtbehinderten und verlasse meine Komfortzone ebenfalls.

Aber wenn beide Seiten mutig aufeinander zugehen werden alle überrascht sein was möglich ist wie bei mir jetzt nach 25 Jahren auf der Autobahn ( -Meisterei ) ….