Behindertengerecht oder Behindertenfreundlich?

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Leider werden die Aussagen viel zu oft verwechselt und durcheinander geworfen. Dabei lobt uns doch gerade das Ausland  immer dafür, dass das Deutsche eine schöne  Sprache ist, mit der man Situationen und Sachverhalte ziemlich genau erfassen und beschreiben kann.

 

Nach meinem Verständnis können nur Bauwerke behindertengerecht sein. Über die Behindertenfreundlichkeit entscheidet immer der menschliche Charakter.

 

Am besten kann man das immer an dem Bespiel eines Supermarktes erklären.

In den meisten Fällen sind die Supermärkte durch ihre Architektur sehr leicht zu befahren: Ebenerdiger Eingang, selbstöffnende bzw. -schließende Türen, breite ebenerdige Gänge ohne Steigung oder Gefälle, etc.  Das Ganze kann man schon als behindertengerecht bezeichnen. Aber die meisten Supermärkte sind längst nicht behindertenfreundlich.

Was mache ich, weine Lieblingsmarmelade auf dem 5. Regalbrett steht, oder mein Lieblingseis ganz unten in der Kühltruhe liegt? Wenn kein anderer Kunde helfen würde, würde ich erst einmal ein blödes Gesicht machen, weil, die Chance meine Einkäufe machen zu können wäre extrem gering. Durch die Personalreduzierung rennt ja auch nur noch sehr wenig Personal im Supermarkt rum. Von dort Hilfe zu bekommen wird also auch nicht ganz so einfach. An eine Einkaufsbetreuung wie in Skandinavien üblich wage ich in Deutschland nicht mal zu träumen. Dort schiebt eine Bedienstete des Supermarktes den Einkaufswagen, damit der Rollstuhlfahrer weiterhin unfallfrei seinen Rollstuhl fahren kann, oder eine Mutter sich nicht mit Einkaufs- und Kinderwagen gleichzeitig abmühen muss.

 

Die Clubs im Rotlichtmillieu sind da mittlerweile viel Kundenorientierter. Leider sind die meisten Häuser nicht gerade Behindertengerecht, da es die Architektur der Gebäude ganz einfach nicht zulässt  Hier und da kann man schon mal eine Verbesserung herbei führen, aber wirklich behindertengerecht wird der Club dadurch nicht.

Jedoch machen sehr viele Clubs dieses bauliche Manko durch hohen persönlichen Einsatz wieder wett. Sei es dadurch, dass die Damen mir beim Essen helfen, oder die muskelbepackten Herren der Security mich die Treppenstufen hoch- und runtertragen.

Demnach ist ein Club das genaue Gegenteil zum Supermarkt. Er ist zwar Behindertenfreundlich aber keinesfalls behindertengerecht…