Ein Rollstuhlfahrer im Laufhaus……

……Oder das Problem der Deutschen mit Ihrer Sprache

Wir haben zwar ein neues Jahr, aber immer noch die gleiche Scheiße!
Ein kleiner Tennisball mit roten Flusen bestimmt unser Leben, oder wie viele mittlerweile behaupten:

Unser Unleben.
Natürlich lebt ein Blog wie meiner, den man ausdrücklich „Rollimans Erfahrungen“ nennt von
Erfahrungen die man selber macht. Aber da im Moment nichts geht, kein Eishockey, kein Konzert und
auch sonstige Veranstaltungen sind schwierig wird es da mit den sogenannten Erfahrungen etwas
Problematisch.
Also hab ich mir nochmal ein altbekanntes Thema ausgesucht: Die Deutschen und Ihr Bemühen die
vorherrschende Denkweise über Sprachmodifikationen zu beeinflussen.
Ich selber bin davon betroffen, wenn ich lese wie viele Aktivisten öffentlich fordern, doch Begriffe
wie „behindert oder gehandicapt“ abzuschaffen, da Sie angeblich diskriminierend sind. Die Frage ist:
Sind solche Forderungen wirklich Zielführend? Aus meiner Sicht „ Nein“ sie vergößern nur das
Problem.

In den 50 Jahren die ich jetzt mit meinem Wohnzimmer-Ferrari durch die Welt fahr´ erlebe ich es
immer wieder wie Menschen das Problem haben mit mir in Kontakt zu treten, weil sie nicht so Recht
wissen wie sie mich ansprechen sollen. Immer wieder wird mit mir in der dritten Person
kommuniziert in dem man meine Begleiter fragt (z.B. im Cafe oder Restaurant): „ Was bekommt er
denn?“ Das geschieht sehr oft unbewusst und ist von den Leuten garantiert nicht böse gemeint. Erst
wenn dann von mir die Antwort kommt: „ Entschuldigung, aber mein Begleiter weiß nicht, das ich
jetzt gern einen Kaffee hätte mit Trinkhalm und schwarz wie meine Seele,“ dann fangen die
Bedienungen an mit mir zu sprechen. Weil ich durch meinen Kommentar, dann scheinbar das Eis
gebrochen habe.

Viele Leute haben ganz einfach das Problem, das sie nicht richtig wissen, wie sie uns Behinderte
ansprechen sollen. Da in den Medien immer viel zu sehr darüber gefachsimpelt wird wie es richtig
geht. Ich denke durch diese Unsicherheit wird diese Klufft eher vergrößert, als durch neue Begriffe
für das Wort „Behinderte oder Gehandicapte“ verkleinert und viele Menschen verkneifen sich die
Kontaktaufnahme halt einfach aus Angst etwas falsch zu machen. Dabei machen es uns die Kinder
vor, Kindern ist das Scheißegal, ob einer im Rollstuhl sitzt auf Krücken läuft, einen Turban trägt oder
schwarz im Gesicht ist. Kinder sagen das was sehen und denken: „Guck mal der sieht aber komisch
aus, aber der fährt eine geiles Auto“.

Wenn die Eltern dann richtig reagieren und sagen dann: „ Dann frag den Mann mal, vielleicht zeigt er
dir ja das Auto“ , dann hat man auch direkt den Kontakt. Und ohne gekünstelte Wörter. Ich liebe es
zwar auch mit der Sprache zu spielen wie z.B. wenn mich einer fragt: „Wie geht´s Dir“ und ich
antworte: „ gehen tut noch immer nix aber fahren tut´s gut“. Aber damit schaffe ich es meistenteils
das Eis zu brechen oder die Leute wenigstens zu schmunzeln zu bringen und dann denken sie schon
ganz anders über die Sache nach. Aber eigentlich ist es mir egal wie die Leute mich bezeichnen
behindert, gehandicapt oder sonst wie, denn durch das Wort beeinflusse ich ja nicht die Denkweise
der Personen, die beeinflusse ich nur durch mein handeln. Oder glaubt wirklich jemand da dran,
wenn ich jetzt schreibe: „Ich esse ein Zigeunerschnitzel“, das sich dann was an der rassistischen

Denkweise ändert die ich über Leute habe die wir früher als „Zigeuner“ bezeichnet haben. Oder
wenn ich sage: „Ich esse ein Schnitzel von südlichen Balkan“, dann weiß doch auch jeder was ich
meine und ich habe nur das Wort umschrieben. Aber die Denkweise hab ich damit keineswegs
geändert. Des Weiteren liegt es ja immer im Auge des Betrachters wie ich den Begriff jetzt sehe und
verwende. Für 90% der Menschen ist Zigeuner ein Schimpfwort, aber wie Alexandra in Ihrem Hit
„Zigeunerjunge“ ja schon Mitte der 60iger beschrieben hat, kann man das Wort Zigeuner auch für
eine große Freiheit nehmen und für das Ungebunden sein. Man muss also nicht jeden Begriff nicht
direkt mit der rassistischen Keule totschlagen. Genau das Gleiche wie dieses Gender Sprechgedöns.
Beeinflusse ich wirklich durch das ständige *in oder *innen wirklich die Denkweise der Leute, dass
Frauen oder Transgender gleichberechtigt zu behandeln sind? Oder fördere ich nicht durch das
ewige von oben herab bedudeln in Medien, Zeitungen; politischen Diskussionen, dass die Leute sich
nicht viel mehr dagegen wehren, weil sie etwas zwangsweise übergestülpt bekommen?

Aber darüber sollen sich die Rechtsgelehrten streiten. Der Punkt für mich ist aber, das ich denke, dass
die Gender Sprechweise die deutsche Sprache die eh schon als sehr kompliziert gilt noch
komplizierter wird. Und ob das der wahre Jakob ist, wo sich gerade die Behinderten-Verbände für
eine einfache Sprache einsetzen, wage ich zu bezweifeln.
Wenn man mich fragt, welche Lösungsmöglichkeiten hast Du für dieses Problem, da könnte ich
sagen: „ Ich bin ein Außernormiger!“ Die Norm ist halt, das jeder auf 2 Beinen steht, 2 gesunde Arme
hat etc pp. Was allerdings immer vergessen wird, das ist das Jeder in irgendeiner Art und Weise
„Behindert“ ist, denn es gibt keinen Menschen der alles kann. Der eine braucht Hilfe ,weil er zu klein
ist, der Andere braucht Hilfe, weil er zu groß ist, zu dick, zu schwer, zu schwach oder zu stark oder
fehlenden Feinmotorik oder auch mal zu viel Feinmotorik, jeder hat doch irgendein Problem und
damit ist jeder irgendwie behindert.

Ein zweiter Begriff der mir dazu einfällt: „Ich bin ein anders Talentierter!“ Wenn man sich mal Figuren
oder Helden in PC Spielen ansieht denen man mit Punkten gewisse Charaktereigenschaften
zuschreiben kann, so habe ich halt als Spastiker in Punkto Feinmotorik nur 2 Punkte, im
Gleichgewichtsgefühl auch nur 2 Punkte etc, dafür aber in Problemlösung 30 Punkte und große
Klappe 50 Punkte etc pp. So hat jeder Mensch seine Stärken und Schwächen und ich weiß nicht, ob
man das grundsätzlich als Behinderung bezeichnen sollte. Deswegen glaube ich auch, dass wir mit
unserem Schubladen Denken viel Talent verschenken, weil wir Menschen von Anfang an die eine
oder andere Aufgabe nicht zu trauen wollen. Auch hier würde ich mir wünschen, dass die Politik noch
mal über einen Deutschland-Dienst für alle nachdenkt. Wenn ich zu Hause als Behinderter bei
Facebook am Computer schreiben kann so könnte ich auch in einem Deutschland-Dienst für die
Polizei Berichte schreiben oder für die Feuerwehr, dass die Einsatzkräfte wieder vermehrt auf Einsatz
gehen können und ich als Behinderter a)zeigen kann das ich einen normalen Beruf ausüben kann
und b) das auch ich sagen kann: „ Ich habe was für unsere Gesellschaft getan“. Dasselbe wäre zum
Beispiel möglich in einem Deutschland Dienst für Menschen mit Down Syndrom oder anderweitig
wie es so schön heißt Mental gehandicapte. Der Dienst der muss ja nicht immer öffentlich sein, wie
viele Menschen mit Down Syndrom haben ein besonderes Händchen für Tiere? Also könnte man sie
als Tierpfleger im Zoo oder Tierheimen ausprobieren und wenn das funktioniert, dann hätten sie
auch eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Am besten gefällt mir allerdings noch die Bezeichnung „Mensch“ ……