Bringschuld

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Nur allzu oft höre ich Behinderte und ihre Angehörigen klagen:“Es gibt doch Integrationsgesetze und trotzdem werden Behinderte  in unserer Gesellschaft übergangen und integriert werden sie auch nicht.“

Diese Aussage stimmt zum Teil, aber leider auch nur zum Teil. Viele Gesetze und Hilfemöglichkeiten sind so kompliziert gehalten, das viele Behinderte  und Ihre Angehörigen gar nicht in der Lage sind, die darin schlummernden und verborgenen Hilfestellungen zu erkennen und zu nutzen.

Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass der Gesetzgeber die gesetzlichen Richtlinien extra so weit nach oben legt, das möglichst wenige Berechtigte auf die Idee kommen, diese Hilfsmittel zu beantragen. Wie etwa beim Thema „Persönliches Budget“ und „Arbeitsassistenz“ Das persönliche Budget zu beantragen ist recht unkompliziert, um damit aber eine Arbeitsassistenz zu bezahlen, die ja den Zweck haben sollte die Selbständigkeit des Behinderten zu erhalten, dafür muss man schon Arbeitgeber- und Steuerrecht studiert haben, und das haben bekanntlich die Wenigsten. Statt den Behinderten zu entlasten wird er durch das in Deutschland stets beliebte Ämter- und Paragraphenrennen nur noch mehr belastet.

 

Der andere Teil der Geschichte sieht aber so aus, dass man nur den in die Gesellschaft integrieren kann, der sich auch integrieren lassen will. Und wenn viele Behinderte mit der Masche:“Ich bin arm, klein, behindert und will aber jetzt sofort und auf der Stelle!“ und dabei auch noch ein Benehmen an den Tag legen wie „Graf Rotz“, dann müssen sich die Behinderten und Ihr Umfeld auch nicht wundern, dass der Fanclub für Behinderte  relativ gering bleibt.

 

Ich habe Verständniss für die Behinderten die sich beklagen:“Wieso muss ich mich immer angaffen lassen? Wieso muss ich mir immer wieder blöde Sprüche anhören? Wieso muss ich mich von der Gesellschaft schneiden lassen? Das verletzt!!!“

Aber sich in den eigenen Seelenbunker einzumauern ist ganz falsch. Da vereinsamt man nur und verendet am Ende an der Verdorrtheit der eigenen Seele.

 

Der Behinderte ist derjenige der „anders“ ist, und er muss zeigen und erklären was mit ihm anders ist. Das ist seine Bringschuld gegenüber der Gesellschaft. Erst wenn der Behinderte erklärt hat, was anders mit ihm läuft, erst dann hat er das Recht von der Gesellschaft zu verlangen, dass sie ihn akzeptiert.

 

Jeder Nichtbehinderte sollte den Mut respektieren, das sich ein Behinderter in unserer Gesellschaft bewegen und beweisen will, und jeder Behinderte sollte bedenken, dass er als Mitglied einer Minderheit mit seinem verhalten dazu beiträgt, ob dem nächsten Behinderten die Türe aufgemacht wird oder ob die Türe für Behinderte in Zukunft für immer verschlossen bleibt.

Ich kann zwar nichts dafür, wenn ein Rollstuhlfahrer zwei Monate vor meiner Anwesenheit in dem Cafe rum randalliert hat, und ich deswegen nicht ins Cafe komme. Aber der Mensch ist halt so gepolt, dass er alles und jeden in Sippenhaft nimmt.

Oder wie war das noch mit den Polen die Autos klauen, den Russen die nur besoffen sind oder den Blondinen, die einen etwas minderwertigen IQ haben…? 😉