Rolliman meets…Tommy Engel

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Wir leben ja momentan in merkwürdigen Zeiten. Jeder spricht von Globalisierung und von einem geeinten Europa und möglichst viele Fremdsprachen etc. Im Gegensatz dazu ist jede Region, egal wo auf der Welt, stolz auf seine eigene Sprache, auf seine eigene Kultur und auf seine eigene Musik. Wir sehen das zurzeit zum Beispiel im Baskenland oder auch in Belgien mit dem Dauerzwist der Flamen und Wallonen.

Auch der Deutsche spielt in dieser Art und Weise mit und kehrt seine regionale Herkunft sehr gerne nach außen. Der Rheinländer, und dort im Speziellen der Kölner, sind ganz besondere „Ausuferungen“ dieser Spezies. Es gibt zwar hier und da Mundart-Künstler hier in der Region, die auch außerhalb der Region den ein oder anderen Erfolg feiern (z.B. BAP mit „Verdammt lang her“, das Lied trällert man sogar in China), aber normalerweise bleibt der Erfolg doch einigermaßen regional begrenzt.

Gerade rund um Köln ist auch durch den Karneval bedingt eine recht aktive Mundartmusikszene Zuhause. Viele Bands und Einzelkünstler haben dort ihren Erfolg. Doch gerade der urkölsche Tommy Engel sticht da nochmal deutlich aus der Masse hervor. Ich glaube ihn nur als Musiker zu bezeichnen wird im nicht ganz gerecht. Er ist das, was ich in des Wortes wahrster Bedeutung meine, „ein Entertainer und ein Showmaster“. Er schafft es mit Leichtigkeit, ein Publikum zu dirigieren und mit seinen kleinen Geschichten zwischendurch in seinen Bann zu ziehen. Alles wirkt dabei recht locker und improvisiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass gerade diese Improvisation bis in Perfektion eingeübt wurde.

Nun stellte Tommy Engel in Düren im Haus der Stadt sein „kölsches Songbook“ vor. Es war quasi sein persönliches „Best of Album“ aus kölschen Titeln, welche auch von anderen Künstlern stammen, aber von ihm jetzt neu arrangiert und vertont wurden. Dabei klangen seine Versionen in meinen Ohren teilweise besser als die Originale, obwohl das ja wieder persönliche Geschmackssache ist.

Natürlich ist auch heute noch, wenn man den Namen Tommy Engel hört, hier im Rheinland die Trennung von den Black Fööss von früher ein Thema. Im Gegensatz zu früher versucht Engel auch gar nicht mehr, das Thema tot zu schweigen, sondern streift es immer wieder mal im Laufe des Konzertes, wenn dann die Lieder von damals im Konzertprogramm auftauchen. Selbstverständlich dürfen solche kölschen Evergreens wie „Kathrin“, „Et Meiers Kättsche“ oder „In unserem Veedel“ nicht fehlen. Wobei mein persönliches Highlight als bekennender Puffgänger (oder muss ich als Rollstuhlfahrer sagen, Puffroller?) von LSE der Titel „Saunaboy“ war. Dieser Titel ist in der rheinischen Rotlichtszene mittlerweile die heimliche Nationalhymne. Ein Tommy Engel in Bademantel über die Bühne springen zu sehen, hat schon was. Auch die Stories, die dann drum herum erzählt werden, sind dann auch schon vom Feinsten. Alleine schon die Frage vor dem Lied, ob Kinder im Publikum sitzen, hat schon was Eigenes, aber so ist der Kölner eben. Offen, direkt, durch die Brust in den Rücken und wieder zurück ins Auge…J

Das Konzert war in seiner Gesamtheit und wenn man auf die Art der Musik steht außergewöhnlich und wurde von einem 68-jährigen Könner wahrlich zelebriert. Man merkt ihm zwar hier und da an, dass er mal ein längeres Päuschen braucht, aber durch die Bank hat man ja den gleichen Engel stehen wie zu Zeiten der Black Fööss oder LSE. Er ist und bleibt für mich eines der wenigen kölschen Originale, die zurzeit auf der Bühne stehen.

Sollte ich wieder die Gelegenheit haben, mir diesen großartigen Künstler nochmal live ansehen zu können, werde ich garantiert keinen großen Bogen um die Karten machen. Tommy Engel ist immer ein Garant für tolle Abendunterhaltung.

Jetzt bin ich ja mehr in Köln unterwegs wie in meiner eigentlichen Heimat Düren und deswegen war ich jetzt auch zum ersten Mal im Konzertsaal im Dürener „Haus der Stadt“. Hierzu ist kurz zu bemerken, dass es vom rollstuhltechnischen her kein großes Problem gibt, das Haus und nachher den Konzertsaal zu betreten. Im Gegensatz zu anderen Locations sitzt man als Behinderter (Rollstuhl) hinter den anderen Sitzreihen ziemlich weit hinten. Der Zuschauerraum ging zwar von der Bühne aus leicht tribünenartig nach oben, aber die jeweiligen Stufenerhöhungen waren maximal 5 cm hoch. Das hatte zur Folge, dass ich trotz einer höheren Sitzstufe, links an meinem Vordermann vorbeischauen musste, um überhaupt etwas von der Bühne sehen zu können. Aber okay, ich habe schon deutlich schlechter gesessen und es tat nun auch dem musikalischen Hörgenuss keinen großen Abbruch. Also das Haus der Stadt in Düren ist auch für Rollstuhlfahrer machbar.